Die "Rüstung" des Karateka ist der "Karatedo-Gi" oder kurz "Dogi" und entwickelte sich aus der traditionellen japanischen Bekleidung, dem Kimono. Der Dogi besteht aus dem Kittel (Uwagi), der Hose (Zubon) und dem Gürtel (Obi).
Der Gürtel soll nicht nur den Anzug zusammenhalten, sondern ist auch, wie jeder weiß, die Rangbezeichnung der Karateka. Die Gürtelfarben geben an, wie fortgeschritten der Karatesportler ist. Dabei gilt: je dunkler die Gürtelfarbe, umso höher der Rang. Demnach ist der Weißgurt der niedrigste und der Schwarzgurt der höchste Gürtel.
Das farbige Gürtelsystem sowie der weiße Kampfanzug wurden wahrscheinlich aus dem Judo ins Karate im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts übernommen. Meister Gichin Funakoshi war nämlich sehr gut mit Professor Jigoro Kano, dem Begründer des Judo, befreundet. Dieser verwendete ursprünglich nur schwarze und weiße Gürtel. Später wurden auch andere Farben verwand. Das sechsstufige Farbgurtsystem hatte er sich wahrscheinlich vom früheren deutschen sechsstufigen Oberschulsystem abgeschaut.
Der Grundgedanke hinter den Farben war, das Können eines Kämpfers auf einen Blick einzuschätzen. Damit konnte ein Meister sofort seine Schüler verschiedenen Gruppen und Übungen zuordnen, die ihrem jeweiligen Entwicklungsstand gerecht wurden. Diese Notwendigkeit ergab sich, als die Kampfkünste sich zu Budo-Sportarten entwickelten und damit der Unterricht nicht mehr ausschließlich persönlich und in Kleingruppen erfolgte. In der westlichen Welt wurden später noch mehr Farben eingeführt, um als Motivation zu dienen und dem Schüler zu zeigen, daß auch kleine Fortschritte ihn weiterbringen.
Shiro-obi | weißer Gürtel | Schnee liegt auf der Landschaft. |
Kiiro-obi | gelber Gürtel | Der Schnee schmilzt, die gefrorene Erde leuchtet gelb. |
Daidaiiro-obi | orangener Gürtel | Die Sonne erwärmt die Erde, sie ist fruchtbar. |
Midori-obi | grüner Gürtel | Der Samen keimt, ein Pflänzchen kommt. |
Ao(r)i-obi | blauer (= violetter) Gürtel | Die Pflanze wächst auf zum (blauen) Himmel, sie wird langsam stark. |
Chairo-obi | brauner Gürtel | Der Baum hat eine starke Borke, er ist jetzt ausgewachsen. |
Kuro-obi | schwarzer Gürtel | Meister - das Wandeln der Stille |
Um die nächsthöhere Gürtelfarbe zu erlangen, muß der Karateka sich einer Prüfung unterziehen, in der er aus den Bereichen Kihon, Kumite und Kata zeigt, was er seit der letzten Prüfung dazugelernt, und wie er sich verbessert hat.
Jeder Karateverband hat eine eigene Prüfungsordnung und Regeln über das Prüfungsprogramm, in denen auch geregelt ist, in welchen zeitlichen Abständen die Gürtelprüfungen abgelegt werden können. Prüfer muß immer ein Schwarzgurtträger mit einer Lizenz zum Prüfen sein.
Obwohl es von weiß bis braun nur sechs verschiedene Gürtelfarben im Karate gibt, muß der Karateschüler neun Farbgurtprüfungen ablegen, bevor er den Schwarzgurt, den Meistergrad, erlangen kann. Das kommt daher, weil der blaue Gürtel zwei- und der braune Gürtel gleich dreimal geprüft wird.
Die Farbgurte werden als "Kyu" bezeichnet, was soviel bedeutet wie "Rang, Stufe, Schülergrad". Gleichzeitig ist "Kyu" das japanische Wort für die Zahl 9. Ein Farbgurtträger ist ein "Mudansha".
9. Kyu | Ku-kyu |
8. Kyu | Hak-kyu |
7. Kyu | Nana-kyu |
6. Kyu | Rok(u)-kyu |
5. Kyu | Go-kyu |
4. Kyu | Yon-kyu |
3. Kyu | San-kyu |
2. Kyu | Ni-kyu |
1. Kyu | Ik-kyu |
Der Schwarzgurt wird auch "Dan" genannt. Das bedeutet "Rang, Stufe, Meisterstufe". Ein Dan-Träger ist ein "Yudansha". Das Erreichen des Dangrades ist oft das größte Ereignis des Karateka. Der Schwarzgurt wird meistens von den höheren Dangraden überreicht. Im klassischen Karate gibt es insgesamt 10 Dan-Graduierungen.
1. Dan | Sho-dan | Der Suchende |
2. Dan | Ni-dan | Am Anfang des Weges |
3. Dan | San-dan | Der anerkannte Schüler |
4. Dan | Yon-dan | Renshi: der Ausgefeilte/technische Experte (mindestens 2 Jahre 4. Dan) |
5. Dan | Go-dan | Renshi |
6. Dan | Roku-dan | Kyoshi: der Lehrer |
7. Dan | Nana-dan | Kyoshi |
8. Dan | Hachi-dan | Hanshi: Modell/Beispiel (mindestens 50 Jahre alt) |
9. Dan | Ku-dan | Hanshi |
10. Dan | Ju-dan | Meijin: vollendeter Mensch |
Die Titel "Renshi", "Kyoshi", "Hanshi" und "Meijin" sind rein japanische Ehrentitel, die zur Anerkennung besonderer Errungenschaften um das Budo verliehen werden. Sie können offiziell nur von der IMAF verliehen werden. Die Titel waren gedacht als einzelne Schritte auf dem Weg - Zeichen, daß ein gewisses Niveau an Können und Verständnis erreicht worden ist. Ein Renshi, der Träger des 4. Dan ist, kann sich nach einem bestimmten Zeitraum und einem bestimmten Lernfortschritt für den 5. Dan qualifizieren. Später können dann Personen, die außergewöhnliche Fähigkeiten nachgewiesen haben, den Kyoshi-Titel erhalten. Die Wenigen, die die höchsten Grade des 8. Dan und darüber erreicht haben, können schließlich mit dem Hanshi ausgezeichnet werden. Nur ein 10. Dan Hanshi kann schließlich den Titel "Meijin" tragen. Er ist der höchste Titel überhaupt im Budo und wurde bisher (bis 2009) an zehn Personen verliehen.
Ein "Shihan" ist ein Großmeister der Kampfkunst, ein Lehrer von Lehrern oder ein Professor; wird aber häufig auch einfach als "Meister" übersetzt. Der Titel Shihan wird verliehen und kann nicht durch Graduierungen erreicht werden. Mindestvoraussetzung ist aber der 7. Dan.
Da es für viele Karateschüler schwierig ist, den Gürtel richtig zu binden, und es auch einige gibt, die Jahre brauchen, um es zu lernen, sei hier noch eine kleine Anleitung gegeben:
Lege die Gürtelmitte auf deinen Bauch.
Führe den Gürtel um die Taille und hole ihn am Bauch wieder zusammen. Dabei soll das von rechts kommende Gürtelende unter, das von links kommende über der Gürtelmitte zu liegen kommen.
Nun lege die beiden Gürtelenden auf deinen Bauch und ziehe das von links kommende Ende unter beiden Gürtelteilen nach oben durch.
Wenn du jetzt den Gürtel stramm ziehst, hast du rechts einen oberen und links einen unteren Teil.
Lege den oberen Teil über den unteren, führe ihn durch die Schlaufe und ziehe einen festen Knoten.